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Über die LINKE und den ganzen Rest

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Die Kinderfresser-Bar: Über die LINKE und den ganzen Rest

Sonntag, 25. September 2011

Über die LINKE und den ganzen Rest

Eine Freundin hat mir gemailt und mich gefragt: "Sag mal was hältst Du eigentlich von den "Linken"?". Weil meine Antwort - so ihre Aussage - "den Nagel auf den Kopf" treffe, veröffentliche ich sie hier.

Die "Linken" als Partei? Ein Haufen bestehend aus Leuten, die durch die Realität ihre Kritikpunkte am Kapitalismus bestätigt sehen aber nur eine Lösungsidee haben, die in der Vergangenheit schon gescheitert ist.

Die LINKE ist von gestern, ist aber zur Notfallheimat von Teilen derjenigen geworden, die das unsoziale und daher sinkende Schiff SPD verlassen haben; im Osten genießt sie eine gewisse melancholische Verwurzelung, weil sie letzter Repräsentant der Vorzüge einer Zeit ist, in der "alles besser war" - jeder einen Job hatte, Bahnfahren fast kostenlos war, nur mit der Freiheit wars nicht gut bestellt. Das macht aber für denjenigen, der kein Gegner des Systems war (und daher selten verfolgt wurde) im Vergleich zu heute teilweise wenig Unterschied, weil die jetzige wirtschaftliche Situation ähnlich freiheitsbeschränkend ist. Die LINKE wird dort auch gewählt aus einer gewissen Wut und Enttäuschung heraus - der Westen entpuppte sich nicht als das freiheitliche Schlaraffenland, das viele - aus welchen Grünen auch immer - erhofft hatten, und den Nachfolger der damaligen Einheitspartei zu wählen enthält ein auf die Vergangenheit gerichtetes Protestmoment.

Ein anderer Teil der SPD-Flüchtigen - der Größere - hat die GRÜNEN stark gemacht, weil sie noch das einzig Wählbare sind - aber doch auch nicht so richtig.

Letztlich leiden aber ganz besonders die LINKEN an einem Problem, das alle etablierten Parteien betrifft - nämlich das Bedürfnis der Bürger nach einer Idee, einem Ziel, einem Überbau, in der politisches und gesellschaftliches Handeln sich einbetten lässt und einen Sinn erhält. Wenn es keinerlei gesellschaftliches Agreement gibt, einen gemeinsamen Mythos, dann fehlt jede Grundlage um "richtig" und "falsch" oder die Sinnhaftigkeit von Geschehnissen zu beurteilen. Alles wird beliebig, Parteien konturlos, Menschen orientierungslos.

Die SPD baut den Sozialstaat ab, die CDU steigt aus der Atomkraft aus, die GRÜNEN sind gegen kostenlosen Nahverkehr und eine Partei wie die PIRATEN, die ehrlicherweise erst seit 2009 so richtig existiert, kann ohne jede politische Erfahrung mit einer zentralen politischen Idee - Politik anders machen, transparent, Bürger beteiligen - aus dem Stand rund 9% holen.

Wir sind mitten drin in einem der größten Umbrüche der menschlichen Geschichte - in wirtschaftlicher, sozialer, kommunikativer, staatlicher und gesellschaftlicher Art - und niemand scheint in der Lage zu formulieren wo wir hinwollen - als Land, als Gesellschaft, als Menschheit. Die Nationalstaaten erodieren, weil sie immer machtloser werden gegenüber den Geschehnissen und so an sozialer Bindungskraft verlieren, die Religionen nutzen die Chance für ein gewisses Revival als Ordnungsstruktur, aber so richtig funktioniert und gefällt das auch nicht.

Die Entstehung einer neuen Öffentlichkeit an der jeder partizipieren und jeder mit jedem kommunizieren kann, entzieht allen auf hierachischer Kommunikation basierenden Institutionen den Boden - Diktatoren, Parteien, Kirchen, Medien - es trifft sie alle gemeinsam, gleichzeitig und brutal und sie finden keinen Weg, sich  jener neuen Realität anzupassen, die sie jeden Tag weniger begreifen. Die großen Erzählungen die die Basis jeder Gesellschaft bilden und von jenen Institutionen getragen wurden, verblassen, ohne dass neuen formuliert und kommunziert werden. Es gibt keine glaubwürdigen öffentlichen Personen denen man folgen oder von denen man sich abgrenzen kann und die unserem gesellschaftlichen Streben Kontur und Richtung verleihen.

Da ist ein ständig wachsendes Vakuum das die etablierten Parteien und der politische Diskurs nicht mehr zu füllen vermögen - es lässt sich in gewissem Rahmen mittels Angst instrumentalisieren, aber das kommt so langsam auch an seine Grenzen. Das betrifft die LINKE besonders stark, weil sie nicht bloß keine Idee hat, sondern - schlimmer noch - halb resigniert, halb trotzig eine Idee propagiert, die bereits gescheitert ist - und nichts ist so unsexy, wie Anhänger einer verbrannten Ideologie zu sein.

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