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IPv6 - die Massenvernichtungswaffe 2.0 von morgen?

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Die Kinderfresser-Bar: IPv6 - die Massenvernichtungswaffe 2.0 von morgen?

Mittwoch, 3. August 2011

IPv6 - die Massenvernichtungswaffe 2.0 von morgen?

Stell dir vor, die Grünen kämen an und würden fordern, sofort und umgehend nicht nur aus der Kernenergie auszusteigen, sondern auch alle Kohle- und Gaskraftwerke in Deutschland abzuschalten, weil die so umweltschädlich sind. Und wenn dann jemand kritisch fragen würde Aber wo sollen wir denn dann unseren Strom hernehmen, käme als Antwort: Aus der Steckdose.

Deutschland würde sie auslachen - und aufhören zu wählen. Weil jeder weiß, dass Strom erst in Kraftwerken erzeugt werden muss, damit er aus der Steckdose kommen kann.

Das große Drama ist, dass ähnlich substanzloses Gerede beim Thema Digital- und Netzpolitik nur dazu führt, dass die ominöse Internet-Community das mit dem Auslachen macht, weil Politiker und Journalisten die Absurdität des Gesagten mangels Verständnis überhaupt nicht erkennen. Ich erinnere nur an das digitale Radiergummi, an die Internetsperren, usw.

Aktuelles Beispiel sind Sie, Herr Keuner, von der SPD, der in IPv6 eine Gefahr sieht, mit größerem Schadenspotential als die Entdeckung der Kernspaltung. Da kann man schon von der Überschrift nicht viel erwarten, wenn ein technisches Protokoll, also eine Übereinkunft, wie einzelne Computer miteinander kommunzieren, gefährlicher sein soll als eine Technologie, die Menschenleben kostet, Landstriche für Jahrmillionen unbewohnbar macht und Müll produziert, den wir am liebsten in den Weltraum ganz weit weg schießen würden, wenn das denn ginge.

Aber was dann noch als Erklärung kommt, ist wirklich dermaßen hahnebüchen...
IPv6 - das neue Internetprotokoll - mit demjeder PC, jedes Handy, jedes Auto, jeder Fernseher, jedes irgendwie direkt oder indirekt mit dem Internet verbundenes Gerät, weltweit lebenslang überwacht werden kann, mit Speicherung von Verhaltensprofilen, Bewegungsdaten, Telefonaten, Internetverbindungen, gesehenen Fernsehprogrammen, gefahrenen Fahrtrouten, zugehörigen Personenbildern, Inhalt des Kühlschranks, wo und wann zu welchem Preis gekauft, etc. etc..
What? Was soll eine indirekte Verbindung mit dem Internet sein, wo man noch eine öffentliche IPv6-Adresse hat? Woher haben Sie die Mär, dass Telefonate (also Inhalte!) gespeichert werden, oder Internetverbindungen, wo es doch nur um Adressen geht? Oder gar der Inhalt des Kühlschrankes? Was Sie da diffus meinen, ist wohl, dass ein Gerät mit IPv6 eine lebenslang gültige Adresse haben KANN. Kann, Herr Keuner, das ist kein Zwang, das kann man mithilfe der im Protokoll extra dafür vorgesehenen Privacy Extensions verhindern.
Und es gibt auch gute Gründe, das nicht zu tun, weil es viele Anwendungsfälle gibt, wo man gerade unter derselben Adresse erreichbar sein will. (Deshalb gibt es auch solche Workarounds wie DynDNS.org usw.)
Und selbst wenn man eine lebenslange Adresse hat, werden deswegen noch nicht die Kommunikationsinhalte gespeichert (von wem denn auch?)

UPDATE: Übrigens gibt es auch bei IPv4 statische Adressen. Das ist nix Neues. Und die großen Endkunden-Provider haben schon angekündigt, IPv6-Adressen weiter dynamisch zu vergeben. Unter anderem auch, damit aus der IP-Adresse nicht ein Bestandsdatum wird, dass dann von Vater Staat viel einfacher abgeschnorchelt werden kann... (Danke für den Hinweis an @finkregh.)
Die Vergabe von IPv6-Nummern (gleich für welches Gerät) darf nur auf ausdrücklichen Wunsch des Besitzers geschehen und ist auf dessen Wunsch wieder kostenfrei zu entfernen.
Wie kann denn eine IP gegen den Willen des Besitzers an sein (!) Gerät vergeben werden. Und warum soll sie jemand anders entfernen, darüber hat doch jeder selbst die Macht? 

Und selbst wenn: Also so ohne IP-Adresse, nachdem die kostenfrei entfernt wurde - was dann? Was machen Sie, Herr Keuner, nachdem Sie von Ihrem Telefon Ihre Telefonnummer haben kostenfrei entfernen lassen, eigentlich mit Ihrem Telefon? Sich beschweren, dass es nicht mehr funktioniert? Als Briefbeschwerer benutzen? 
Oder soll der Provider dann - für jedes Gerät - IPv4-Adressen vergeben, die leider aufgebraucht sind, weshalb wir ja gerade IPv6 endlich (!) einführen? Ist Ihnen eigentlich klar, dass es auch jetzt schon diese IP-Adressen gibt? (Das sind die, die Ihre Partei gerade Hand in Hand mit der CDU/CSU verdachtslos für Monate speichern lassen will.)
Die Funktion eines technischen Geräts (z.B. Handy, PC, Navigationssystem, Auto, etc.) darf nicht davon abhängig gemacht werden, ob ihm eine IPv6 zugeordnet wurde, oder nicht, und ob er der Datennutzung zugestimmt oder widersprochen hat.
Achja. Und wie soll ein Gerät ohne IP-Adresse funktionieren? Und von welcher Datennutzung sprechen Sie eigentlich? Die Übertragung der IP-Adresse an die Gegenstelle? Passiert auch mit IPv4 schon. Muss passieren. Oder Sie schicken jetzt einen Brief an meinen besten Freund. Und Sie dürfen das nicht davon abhängig machen, ob ich Ihnen Namen und Adresse sage.
Die Nutzung von direkt oder indirekt unter Nutzung einer IPv6 gewonnenen Daten sind vollumfänglich dem Betreffenden (Geräteinhaber) mitzuteilen und dürfen ohne dessen ausdrückliche Erlaubnis nicht gespeichert werden, sondern sind sofort zu löschen. Kopien von derartigen Daten anzufertigen ist verboten, ebenso die Weitergabe an Dritte.
Achso, jetzt brauchen wir nach der absurden Sendezeitbegrenzung im Internet und der ebenso absurden Cookie-Richtlinie also eine Mitteilung von jeder Gegenstelle an den Inhaber einer IP-Adresse, dass er die IP-Adresse bekommen hat. Achja. Das dürften pro Tag einige Tausend bis Hunderttausend Mitteilungen für jeden Surfer sein, mal ganz davon abgesehen, dass die Gegenstelle gar nicht weiß, wohin sie diese Mitteilungen schicken soll, deren Inhalt ohnehin völlig belanglos ist. Denn eine IP-Adresse ist erstmal nur eine Adresse eines Computers. Welcher Mensch dahintersteht und wo man den erreichen kann, weiß die Gegenstelle nicht - und bitte, sie soll es auch gar nicht wissen!

(Wenn wir aber schon bei Mitteilungen sind - wollen wir stattdessen vielleicht über den Datenbrief nachdenken?)

Und dann lieber Herr Keuner schreiben Sie noch:
Also ist dringend gefordert, dass sich nicht nur wenige Fachleute und ein paar Datenschützer damit befassen, sondern der Bundestag und seine Gremien...
Bitte! BITTE! Gehen Sie noch einen Kaffee trinken, machen Sie Urlaub oder sorgen Sie dafür, dass wir in Deutschland endlich wieder ein Wahlrecht haben, aber BITTE lassen Sie diese Dinge, von denen Sie offenkundig nicht den blassesten Schimmer habt, einfach in den Händen dieser wenigen Fachleute. Bitte! Und wenn Sie mir nicht glauben, dass Sie keine Ahnung haben, dann lesen Sie nochmal nach über den Dunning-Kruger-Effekt.

Oder wir treffen uns auf ein Bier - so ganz freundlich und vertraulich unter Menschen in einer Kneipe und wir sprechen da mal drüber. Ganz ohne Parteipolitik und Internet, und Sie dürfen mich alles fragen was Sie wollen. Ohne dass ich Sie auslache oder darüber blogge oder twittere - Versprochen!

Denn mit einer Feststellung haben Sie Recht: Digital- und Netzpolitik sind eine der größten Aufgaben der nahen - und übrigens auch fernen - Zukunft. Und wir werden sie nicht meistern, wenn wir es nicht schaffen, qualifiziert (!) darüber zu sprechen.

Update: Besim Karadeniz von Netplanet.org analysiert das ganze im Hinblick auf die Social Media Strategie der SPD...

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2 Kommentare:

Am/um 10. August 2011 um 07:35 , Anonymous baboo meinte...

Ob der Post wirklich von jemandem names Keuner verfaßt wurde darf bezweifelt werden.

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichten_vom_Herrn_Keuner

Ob das jetzt ein aktiver Troll war, der sich das Erscheinen unter spd.de zunutze machte oder ja jemand wirklich "einfach nur" Angst und/oder keine Ahnung hat ist eine andere Fragestellung.

 
Am/um 10. August 2011 um 07:49 , Blogger Crackpille meinte...

Jo, das ist wahr. Das Traurige ist, dass mich die Äußerung so wenig überrascht hat, das ich dem Namen nicht groß hinterherrecherchiert habe.

Denn es passt einfach ins übliche Schema.

 

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