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Die Gerechtigkeit des Vaters

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Die Kinderfresser-Bar: Die Gerechtigkeit des Vaters

Freitag, 10. Dezember 2010

Die Gerechtigkeit des Vaters

Ein Vater feiert mit Freunden und seiner Familie seinen fünfzigsten Geburtstag. Es ist eine übersichtliche Runde, inklusive dem Gastgeber zählen wir gerade einmal zehn Personen. Der Gastgeber, der Zeit seines Lebens das Vermögen seines Vaters und Großvaters weiter vermehrte, schaut sich in der kleinen Runde um. Ihm gefällt der Gedanke, nicht nur die reichste Person am Tisch zu sein, sondern auch mehr zu besitzen als alle anderen Anwesenden zusammen.
Als schließlich jedermann seinen Platz an dem runden Tisch im Wohnzimmer gefunden haben, lässt der Vater seine Tochter die von ihr gebackene und heißbegehrte Marzipantorte auftragen. Nach dem Ausblasen und entfernen der Kerzen ergreift er das lange, scharfe Tortenmesser und reicht es seiner Tochter, die sich inzwischen wieder zu seiner Linken niedergelassen hat: 

Meine liebe Mia, sei so gut und teile die Torte gerecht zwischen uns allen auf.

Mia ergreift das Messer und löst mit zwei präzisen Schnitten ein exaktes Drittel aus der kreisrunden Torte.
Unbeirrt von den zum Teil amüsierten, zum Teil irritierten Blicken der Gäste zerteilt sie dieses Drittel erneut in neun mehr oder weniger gleichgroße Teile, behält ein Stück zurück und serviert die übrigen acht schmalen Scheibchen den Gästen ihres Vaters. Dann eröffnet sie das Wort: 

Lieber Vater, heute feierst du zum fünfzigsten Male den Tag deiner Geburt und ich möchte dies als Anlass nehmen, um dir zu Danken. Nicht nur, weil ich ohne dich nicht wäre, sondern auch, weil ich nicht das wäre, was ich bin. Du Vater warst es, der mich durch Worte und Taten begreifen machte, dass eine "gerechte Aufteilung" nicht eine "gleiche Aufteilung" bedeutet, sondern vielmehr, dass jeder bekommt, was er verdient. Was aber im Großen gilt, dass verliert auch im Kleinen seine Richtigkeit nicht.

Mit diesen Worten befördert sie unter Zuhilfenahme eines zweiten Tortenhebers die übrigen zwei Drittel der Torte auf den Teller ihres Vaters und tut dann das neunte, zurückbehaltene Scheibchen sich selbst auf.

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