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Kinder, Pornos und die totale Abwesenheit von Wissenschaftlichkeit in der Debatte

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Die Kinderfresser-Bar: Kinder, Pornos und die totale Abwesenheit von Wissenschaftlichkeit in der Debatte

Freitag, 16. Juli 2010

Kinder, Pornos und die totale Abwesenheit von Wissenschaftlichkeit in der Debatte

Diese Porno-Debatte geht mir ja sowas von auf den Senkel:

Es gibt bisher keinen (!) wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Pornographie bei Kindern schädlich wäre. Es gibt auch keine empirischen Studien dazu und es wird sie nicht geben - schließlich will niemand die armen Kids mit Pornos konfrontieren und mit einer Vergleichsgruppe vergleichen.

Teilweise wird für Studien von Erwachsenen auf Kinder "interpoliert". Die meisten Studien die es gibt beruhen dagegen auf Befragungen von Kindern & Jugendlichen, aus denen dann Schlüsse gezogen werden.

Was dabei allerdings auch rauskommt: Kinder schauen eigentlich keine Pornos, denn Kinder finden Pornos ekelig. Genau wie rumknutschen. Oder nackt sein. Alles peinlich und ekelig.

Später schauen pubertierende Kinder Pornos. Weil man sich so viel besser aufklären kann. Als mit den Eltern. Oder der Schule. Nicht im Sinne von "Wo kommen die Babys her" oder "was passiert mit meinem Körper" sondern: Was ist dieses "Sex"? Wie macht man das?

Trotzdem haben wir empirische Werte!

Wir haben inzwischen eine erwachsene Generation, die mit Internetpornos aufgewachsen ist. Da gabs zwar noch kein Youporn und kein DSL - aber auch mit Modem und ISDN konnte man schon viel aus Tauschbörsen runterladen.

Aufgewachsen mit Pornos jeder Art, Spielrichtung und Güte. Es ist mir nicht aufgefallen, dass diese Generation irgendwie beschädigt wäre. Manche gucken gar keine Pornos - weil sie Pornos als tabuisiert betrachten, sie langweilig oder ekelig finden. Aber zunehmend viele (auch Frauen liebe JUler!) schauen gerne Pornos. Alleine, in einer Partnerschaft - wie auch immer.

Wer allerdings regelmäßig mit einem Dachschaden ins Leben geht sind Kinder mit Eltern, die  versuchen, ihren unfehlbaren moralischen Kompass dem Kinde ins Fleisch zu brennen und so deren Persönlichkeit massiv unterdrücken.

Dabei sind Eltern und Politiker häufig so alt (und das ist wissenschaftlich nachgewiesen!), dass sie (ohne intensivere psychologische Arbeit) gar keinen realistischen Vergleich mit ihrer eigenen Kindheit mehr ziehen können, da Erinnerungen an diese inzwischen auf dem Weg zu einer gefestigten Persönlichkeit durch kognitiver Dissonanz & selektivem Vergessen verschüttet wurde.

Deshalb mag ich dieses Interview mit Conrad Clemens (JU Berlin) in Erklärung zur inzwischen gelöschten Pressemitteilung der JU-Berlin wirklich sehr gerne: Es zeigt wegen der rhetorischen Unfähigkeit von Conrad Clemens deutlich auf, worauf diese Bestrebungen beruhen: Auf der durch nichts gedeckten, persönlichen moralischen Vermutung, Pornographie ruiniere die Psyche von Kindern. Vermutlich vermischt mit dem gesellschaftlich eingeimpften Ekelgefühl, dass mit allem Sexuellen verbunden ist und nur abfällt, wenn Sex in traditionell-akzeptierten Bahnen ausgelebt wird: In einer heterosexuellen, monogamen, festen und auf Dauerhaftigkeit angelegten Partnerschaft hinter verschlossenen Türen.

Letztlich ist das Ausdruck einer seit Jahrthunderten praktizierten christlich-religiöser Indoktrination und Verteufelung von Sexualität, die im kollektiven Empfinden fortlebt. Ab ins Schlafzimmer, Tür zu, Licht aus. Stoppschild an.

Wer das will, soll das so machen. Aber wer es nicht aushalten kann zu wissen, das andere anders Denken und daher anders handeln, und dies mit Verboten und Stoppschildern kompensieren muss, der soll seinen Platz nicht in der Politik, sondern in Therapie finden.

In diesem Zusammenhang verweise ich hier gleich mal auf die Doku "Jugend im Pornofieber" - wie immer downloadbar bei TPB. Oder bei Youtube - allerdings fehlt dort Teil 2 von 4.

Ein Musterbeispiel von kognitiver Dissonanz und Desinformation. Jedenfalls ganz großes Popcornkino.

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